[German] Und noch mehr Malmsturm

Wie angekündigt, die Fortsetzung meiner Rezension von Malmsturm – Die Fundamente. Ich steige einfach unvermittelt da ein wo ich aufgehört hatte, direkt nach dem Kapitel über Magie und Malmstürme. (English?)

Nachschlagewelt

Vor dem Spielweltkapitel kommen noch 15 Seiten Spielleiter-Hinweise. Muss man jetzt nicht allzuviel zu sagen … sind gute Hinweise. Wenn du noch nie FATE geleitet hast, wird dein erstes Mal allerdings trotzdem ein bisschen … meh. Da kann man halt nichts dran machen, ist nun mal ein anspruchsvolles System. Weiter geht es dann mit “Eine(r) Einführung in die Welt“. Für die von Malmsturm noch völlig Unberührten kommt hier ein vielseitiges Kampagnensetting (mindestens drei Kampagnensettings, ehrlich gesagt) für brutale Sword & Sorcery auf 60 Seiten: Ein gigantischer, urweltlicher Eiszeitkontinent, auf dem barbarische Stämme und aufstrebende Zivilisation aufeinanderprallen.bild3 Persönliches Highlight: Ein Volk Yeti-artiger Humanoider (die Qôroq Qôl), die in der permagefrosteten Black-Metal-Ecke des Nordens leben und von allen gefürchtet werden, eigentlich aber mal Menschen waren, die allerdings durch den Einfluss des widernatürlichen Grauens unter dem Eis, vor dem sie die Welt aufopferungsvoll beschützen, zu den Bestien wurden, die sie nun sind. (Scheiße, war das jetzt ein langer Satz. Sorry dafür.) Dazu kommen zwei riesige Halbinseln, eine davon ein in der Wüste dahindämmerndes ehemaliges Weltreich, das so alt ist, dass aufgrund der erschlagenden Geschichtsschreibung alle paar Jahrhunderte alles Wissen vernichtet wird, um ein neues Zeitalter zu beginnen und die Last der Vergangenheit abzuwerfen. Die andere Halbinsel war eine Kolonie dieses Reiches, die sich nach dem Untergang in ein europäisch-feudales Mittelalter unter der strengen Hand einer autoritären pesudokatholischen Kirche entwickelt hat. Hier gefällt mir am besten der Leradin, ein finsterer Wald wie aus den unheimlichen slawischen Urversionen der Grimmschen Märchen.wesenheit_des_waldes Für Besitzer von Malmsturm – Die Welt ist dieses Kapitel immerhin ein ziemlich gutes Nachschlagewerk. Apropos Nachschlagewerk: Wie schon im ersten Malmsturm stehen auch in diesem Buch sinnvolle Verweise und Ähnliches am Seitenrand, aber auch an jeder anderen Ecke wurde auf maximale Funktionalität am Spieltisch geachtet! Erstens: Am Ende jedes Kapitels gibt es jetzt auf wenigen Seiten “das Kapitel mit einem Hieb“, mit allen wesentlichen Informationen in glasklaren Stichpunkten. Zweitens: Am Ende des Buches findet man haufenweise nützliche Verzeichnisse (Stuntübersicht mit Seitenverweisen! Spickzettel! Stichwortverzeichnis!). Bietet das Weltenkapitel Besitzern von Malmsturm – Die Welt auch etwas Neues, Ungekanntes? In der Tat! Der Norden hat einen lesenswerten Aufsatz über Siedlungsbestrebungen in den unerschlossenen Westen bekommen, mit netten Abenteuer- und Kampagnenaufhängern: Dunkle Propheten, gierige Sklavenfürsten und todesverachtende Pioniere. Die Waismark hat einen neuen Abschnitt über trisantische Klöster, Orden und Logen erhalten.unnamed Beim Imperium gibt’s nichts Neues, aber es ist und bleibt aber der abgefuckteste und originellste Teil der Spielwelt, zumindest aber ein Alleinstellungsmerkmal des Malmsturm-Settings. Die “Andere(n) Regionen der Welt” ergänzen den Planeten um lose definierte Schauplätze, die im Repertoire der Sword & Sorcery nicht fehlen dürfen, aber so noch nicht in den großen drei Regionen enthalten sind: eine dämonenverseuchte Vulkanhölle (Narakaná), eine Piraten-Karibik mit Seeungeheuern und Schatzinseln (Dhelyrien), ein exotischer Kontinent ™ mit Savanne, Dschungel, Rieseninsekten und Flugdinos … fliegende Inseln dürfen auch nicht fehlen (Gomgarka). Zum Schluss gibt’s noch einen weißen Fleck, ein  unbekanntes Amerika, das der Kreativität von Spielern und SL überlassen bleibt (Okolnir). Die fünf zusätzlichen schwarzen Monde verschweigt das Buch einem leider. Gemeinheit!

forgotten_place

Jetzt muss ich ja eigentlich auch vom Bestiarium sprechen: Jede der großen Regionen hat sechs Einträge bekommen. Es handelt sich bei den Einträgen aber nicht bloß um Viecher, stattdessen wird hier rege Gebrauch vom FATE-Fraktal gemacht. Die “Bestien” sind allerlei unterschiedliche Gefahren auf die man treffen könnte, seien es nun Monster, verfluchte Gegenstände oder gefährliche Orte. Sehr cool ist auch eine Beschreibung einiger fremder Dimensionen und ihrer Bewohner, auf die Daemonologen des Imperiums zurückgreifen können. swallowedWie schon im ersten Teil des Reviews gesagt, nichts finde ich im FATE-SL-Alltag nützlicher als Sammlungen von Referenzen für NSCs, Orte, Gegenstände, u.s.w., gebt mir mehr davon! Ich möchte nicht sagen, das sei hier zu wenig, denn fast alle FATE-Supplements haben weniger, aber ich würde nicht ungern einige von den Fluff-Einsprengseln (so schön die auch sind) gegen mehr Einträge im Bestiarium eintauschen. Mit dem richtigen Nährboden komme ich ohne Weiteres selber auf coole Geschichten, aber für einen guten NSC (und ich meine den Crunch) braucht man einfach eine Weile. Atomic Robo – The Roleplaying Game ist zum Beispiel vor allem wegen der vielen sofort einsetzbaren NSCs darin ein Buch, das ich sehr schätze. Aber zum Schluss der absolute Knüller …

diese Optik!

Der Textsatz, das Layout, die Farben, alles kernsaniert. Nicht, dass es einer Sanierung bedurft hätte: Die beiden Bücher der ersten Generation haben einen Ehrenplatz in meinem Regal, der nur für die schönsten Rollenspielprodukte reserviert ist (gleich neben A Read & Pleasant Land von Zak Sabbath und dem in Kunstleder gebundenen Carcosa von Geoffrey McKinney). Aber während die Bücher der ersten Edition sich noch ganz edgy und underground vorkamen mit ihrem strikten Schwarz-Weiß und dem minimalistischen Design, ist Malmsturm 2.0 jetzt dreifarbig (Schwarz, Rot und Gold … ohne nationalistische Hintergedanken, das Farbschema ist von der Kutte des Layouters inspiriert) und erlaubt sich einige gestalterische Spielereien: schräg gestellte Textpassagen, ungewöhnliche Textanordnung, farbige Hervorhebungen. Die zahlreichen Illustrationen von Björn Lensig herz(siehe alle Bilder in diesem Blog Post) sind wieder absolut stimmig, fies und vor allem schön zahlreich. Und Goldschnitt soll es natürlich auch wieder geben! Auf dem Beiblatt der Lektoratsversion der PDF (und im Malmsturm-Blog) kann man zudem nachlesen, dass der Aufbau der Seiten, ähnlich wie es im Grafikdesign mit dem Goldenen Schnitt gemacht wird, auf einem bestimmten Zahlenverhältnis basiert, nämlich einem Frequenzverhältnis des Tritonus. Das ist ein besonders “fies klingendes” musikalisches Intervall (auch “Teufelsintervall” genannt), das häufig im Metal verwendet wird. Soviel dazu. Ich würde ja gerne ein paar Vorschauseiten für sich sprechen lassen, aber ich will ja von den Urhebern keinen auf den Deckel bekommen, also lasse ich das lieber mal.

Postskriptum: Ich darf wohl und ich krieg auch nicht auf den Deckel!seiten1seiten2seiten3seiten4seiten5Sieht das nicht geil aus? Ja sieht es. Ist jetzt nichts zusammenhängendes, nur vereinzelte Doppelseiten, die meiner bescheidenen Meinung nach die hohe Güte des neuen Malmsturm-Layouts gut hervorheben.

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